Diese Aussage können wahrscheinlich die Meisten ohne zu zögern vervollständigen. Jeder hat seine Erfahrungen gesammelt und vielleicht beantwortet der Eine oder die Andere diese Frage heute anders, als er oder sie es vor einigen Jahren noch getan hätte, mich eingeschlossen. Liebe hat viele Facetten, Liebe wächst und gedeiht, verändert ihre Gestalt und kann auf ganz unterschiedliche Weise erfahren und gelebt werden. Soweit so gut.
Was sagt es aber über einen Menschen aus, wenn er die Liebe als Spiel ohne Gewinner bezeichnet? Was soll das bedeuten? Versteht mich bitte nicht falsch, die Metapher kann ich durchaus entschlüsseln. Ich finde sie nur so unfassbar unpassend gewählt. Die Liebe mit einem Spiel zu assoziieren ist sicherlich zutreffend. Denn es geht in der Liebe häufig darum, einen hohen Einsatz zu zahlen, Mut zu haben, bereit zu sein, ein Risiko einzugehen, aber wieso geht dieser Mensch, von dem diese Aussage stammt, davon aus, dass es nur Verlierer geben kann. Auch hier kann ich natürlich nachvollziehen, dass sich diese Ansicht vermutlich aufgrund schlechter und trauriger Erfahrungen manifestiert hat. Schon klar. Aber welches Spiel spielt irgend jemand auf dieser Welt, bei dem es nur Verlierer geben kann. Es geht doch gerade darum, den Ehrgeiz zu haben, ein Spiel zu gewinnen. Dabei kann man Strategien entwickeln, Taktiken ausprobieren, trainieren und besser werden. Oder aber man genießt einfach den Mehrwert des Spielens, nämlich Zeit mit Freunden oder der Familie zu verbringen. Auch im Sport treibt die Spieler die Motivation an, über sich hinauszuwachsen, zu gewinnen und Ruhm und Ehre einzuheimsen. Aber: Wenn die Liebe ein Spiel ohne Gewinner sein soll, dann möchte a) keiner mitspielen und b) handelt es sich per Definition um kein Spiel mehr. Es geht dann meines Erachtens nach doch mehr um die Vortäuschung falscher Tatsachen. Dann kleidet man die Liebe in ein Gewand, das ihr nicht passt und nicht steht.
Ich rede mich hier gerade um Kopf und Kragen und das weiß ich auch, aber die Frage am Anfang bleibt die gleiche. Wie kann die Liebe als Spiel ohne Gewinner wahrgenommen werden, wenn sie die existentiellste Kraft auf Erden ist, alles und jeden bewegt und berührt und das schafft, was sonst nichts und niemand bewirken kann. Die Menschen haben Kriege aus Liebe geführt, Städte erobert, Leben gerettet und genommen, betrogen, gelogen, gesiegt. Aber eben aus Liebe und nicht um am Ende als Gewinner dazustehen.
Wenn ihr mich fragt, dann geht es in der Liebe sogar mehr um das Verlieren, als um das Gewinnen. Denn wer liebt, um etwas oder jemanden zu besiegen bzw. zu gewinnen, der hat die Liebe noch nicht erfahren. Für meine Begriffe geht es dann mehr um Sehnsucht oder Begehren, aber nicht um die Liebe. Denn in der Liebe ist man bereit sich zu verlieren, sich hinzugeben, Opfer zu bringen, sich selbst zurückzunehmen, den Anderen gehen zu lassen, loszulassen und Kompromisse einzugehen. Das hat alles wenig mit Taktik oder Strategie zu tun. Es geht dann auch nicht um Kampfgeist oder Ehrgeiz, sondern um Selbstlosigkeit und darum, dass Glück eines geliebten Menschen über das eigene Glück zu stellen.
Wer oder was die Liebe ist, diese Frage kann nur jeder für sich beantworten und erfahren. Aber ein Spiel ohne Gewinner, das ist sie wahrlich nicht.