Liebe ist …

Diese Aussage können wahrscheinlich die Meisten ohne zu zögern vervollständigen. Jeder hat seine Erfahrungen gesammelt und vielleicht beantwortet der Eine oder die Andere diese Frage heute anders, als er oder sie es vor einigen Jahren noch getan hätte, mich eingeschlossen. Liebe hat viele Facetten, Liebe wächst und gedeiht, verändert ihre Gestalt und kann auf ganz unterschiedliche Weise erfahren und gelebt werden. Soweit so gut.

Was sagt es aber über einen Menschen aus, wenn er die Liebe als Spiel ohne Gewinner bezeichnet? Was soll das bedeuten? Versteht mich bitte nicht falsch, die Metapher kann ich durchaus entschlüsseln. Ich finde sie nur so unfassbar unpassend gewählt. Die Liebe mit einem Spiel zu assoziieren ist sicherlich zutreffend. Denn es geht in der Liebe häufig darum, einen hohen Einsatz zu zahlen, Mut zu haben, bereit zu sein, ein Risiko einzugehen, aber wieso geht dieser Mensch, von dem diese Aussage stammt, davon aus, dass es nur Verlierer geben kann. Auch hier kann ich natürlich nachvollziehen, dass sich diese Ansicht vermutlich aufgrund schlechter und trauriger Erfahrungen manifestiert hat. Schon klar. Aber welches Spiel spielt irgend jemand auf dieser Welt, bei dem es nur Verlierer geben kann. Es geht doch gerade darum, den Ehrgeiz zu haben, ein Spiel zu gewinnen. Dabei kann man Strategien entwickeln, Taktiken ausprobieren, trainieren und besser werden. Oder aber man genießt einfach den Mehrwert des Spielens, nämlich Zeit mit Freunden oder der Familie zu verbringen. Auch im Sport treibt die Spieler die Motivation an, über sich hinauszuwachsen, zu gewinnen und Ruhm und Ehre einzuheimsen. Aber: Wenn die Liebe ein Spiel ohne Gewinner sein soll, dann möchte a) keiner mitspielen und b) handelt es sich per Definition um kein Spiel mehr. Es geht dann meines Erachtens nach doch mehr um die Vortäuschung falscher Tatsachen. Dann kleidet man die Liebe in ein Gewand, das ihr nicht passt und nicht steht.

Ich rede mich hier gerade um Kopf und Kragen und das weiß ich auch, aber die Frage am Anfang bleibt die gleiche. Wie kann die Liebe als Spiel ohne Gewinner wahrgenommen werden, wenn sie die existentiellste Kraft auf Erden ist, alles und jeden bewegt und berührt und das schafft, was sonst nichts und niemand bewirken kann. Die Menschen haben Kriege aus Liebe geführt, Städte erobert, Leben gerettet und genommen, betrogen, gelogen, gesiegt. Aber eben aus Liebe und nicht um am Ende als Gewinner dazustehen.

Wenn ihr mich fragt, dann geht es in der Liebe sogar mehr um das Verlieren, als um das Gewinnen. Denn wer liebt, um etwas oder jemanden zu besiegen bzw. zu gewinnen, der hat die Liebe noch nicht erfahren. Für meine Begriffe geht es dann mehr um Sehnsucht oder Begehren, aber nicht um die Liebe. Denn in der Liebe ist man bereit sich zu verlieren, sich hinzugeben, Opfer zu bringen, sich selbst zurückzunehmen, den Anderen gehen zu lassen, loszulassen und Kompromisse einzugehen. Das hat alles wenig mit Taktik oder Strategie zu tun. Es geht dann auch nicht um Kampfgeist oder Ehrgeiz, sondern um Selbstlosigkeit und darum, dass Glück eines geliebten Menschen über das eigene Glück zu stellen.

Wer oder was die Liebe ist, diese Frage kann nur jeder für sich beantworten und erfahren. Aber ein Spiel ohne Gewinner, das ist sie wahrlich nicht.

Aus gegebenem Anlass

Was bringt dir dein Leiden. Ein weiser Satz. Der zuerst völlig paradox erscheint, denn leiden zu müssen, sucht sich sicher niemand aus. Leid wird erfahren, wird zugefügt oder hält das Schicksal bereit. Verständlicher wird der Satz für meine Begriffe erst dann, wenn man Leid von Traurigkeit trennt. Denn diese folgt aus dem Leiden. Über unsere Gefühle haben wir keinerlei Kontrolle, egal wie rational wir veranlagt sind oder wie erfahren wir im Umgang mit Gefühlen sein mögen. Die Gewalt der Gefühle macht ihr Wesen aus, im Glück und in der Trauer.

Was wir allerdings entscheiden können ist Leiden zu beenden. Wir können das Leiden anderer mildern durch Anteilnahme und Trost und Gegenwart. So können wir auch unser eigenes Leiden mildern und schließlich beenden, wenn wir dieses Leid aus einer anderen Perspektive betrachten. Denn die Gestalt des Etiketts dessen, was uns widerfährt und was daraus resultiert und was dies mit uns macht, die entscheiden wir selbst. Es liegt an uns, unser Selbstkonzept zu überdenken, uns zu entscheiden, wer wir sein wollen und wie wir uns selbst sehen und damit bestimmen wir ein Stück weit auch, wie andere Menschen uns wahrnehmen. Auf diese Weise haben wir die Chance, die Kontrolle zurückzugewinnen. Stück für Stück. Aus dieser Einsicht erwachsen auch neue Möglichkeiten. Wir gewinnen Vertrauen und Sicherheit zurück, wenn wir erkennen, dass wir, egal wie alt wir sind, uns in einer stetigen Entwicklung befinden. Wir treffen Entscheidungen, wir sprechen Dinge aus, wir handeln und wir treten auf. Über all diese Facetten unseres Seins haben wir die Kontrolle, wenn wir bewusst leben. Sicher hat auch diese recht analytische Sicht der Psyche ihre Grenzen, weil wir nicht immer stark sind und weil wir uns nicht immer über jede Sekunde unseres Daseins bewusst sind. Aber an einem Scheideweg haben wir dennoch die Chance, genau diese Erkenntnis einzusetzen und zu wählen, welches Etikett, welche Selbstwahrnehmung, welchen Teil unserer Persönlichkeit wir herausstellen wollen.

Wir schreiben uns ständig zu, wer wir sind und wie wir sein wollen. In jeder unserer sozialen Rollen, in jeder Prüfungssituation und in jedem Gespräch, das an die Substanz geht. Sicherlich brauchen wir Fixpunkte und Kerne unseres Selbstverständnisses, derer wir uns sicher sein können, die gut und schlecht sind, damit wir reflektiert bleiben können. Aber wir dürfen darüber nicht vergessen, dass auch Erwachsene das Recht haben zu entscheiden, wer sie sein wollen. Vielleicht verlieren wir nach der Kindheit und der Pubertät die Motivation, uns immer wieder neu zu erfinden oder ermüden anlässlich der Energie, die es kostet, sich selbst zu hinterfragen und richten uns deshalb in der Fremdwahrnehmung ein, die ja häufig positiv ist, denn Familie, Freunde und Kollegen schätzen uns für unsere Stabilität, unsere Berechenbarkeit und unsere Verlässlichkeit. Erst wenn wir Grenzerfahrungen machen, werden wir geweckt, das Selbst wird bis ins tiefste Mark erschüttert. Genau an dieser Stelle wünsche ich mir, dass wir alle den Mut besitzen, uns auf Neues einzulassen und Altes hinter uns zu lassen.

Ich kann mich jetzt als die Verschmähte betrachten, als die Ausgenutzte, als die, auf deren Herz herumgetrampelt worden ist und die all dies ohne Widerrede oder Widerstand hat über sich ergehen lassen und nun leidet.

Oder ich kann die vergangenen Monate als Erfahrung betrachten, die mich wieder ein Stück weiter gebracht hat, vor allem im Hinblick darauf, welche Menschen in meinem Leben einen Wert besitzen und welche nicht und was vielleicht am wichtigsten ist: Ich bin dem Rätsel ein wenig näher gekommen, wie ich eben dies herausfinde und was mich glücklich macht.

Also lieber …, danke für nichts, außer dem Anstoß zur Selbsterkenntnis.

Das Leben leben lassen

Lang lang ist’s her…und jetzt weihnachtet es auch schon wieder sehr. Dies bringt kurz und knapp auf den Punkt, wie stressig die letzte Zeit war und wie immer in solchen Zeiten, fehlt die Ruhe und die Beharrlichkeit sich den wichtigen Dingen im Leben zu widmen. Auch wenn die Weihnachtszeit die Zeit der Besinnlichkeit und inneren Einkehr ist, so werden wir doch jedes Jahr aufs neue eindrucksvoll in den Strudel der Werbemacher gezogen, die nicht müde werden uns zu suggerieren, dass wir erst dann gute Freunde, Eltern oder Nachbarn sind, wenn wir das passende Geschenk zur rechten Zeit am Ziel abliefern.

Das Leben leben lassen bedeutet heute Abend für mich, sich auf eine andere abenteuerliche Reise einzulassen. Die Reise zu sich selbst. Ja ja, ich weiß, jetzt seufzen wieder einige tief und denken sich, was soll dieser ganze Unsinn mit dem Selbstfindungstripp? Keine Ahnung. Denn wenn ich das wüsste, dann würde ich mich sicher nicht auf die Reise begeben. Ich weiß nicht, ob ihr euch noch erinnert, aber auf meiner To-do-Liste im ersten Blogeintrag in diesem Jahr stand, dass ich keine Angst mehr haben möchte, vor allem vor Veränderung. Dazu gehört sicherlich auch, keine Angst mehr vor der Frage zu haben, was man vom Leben erwartet. Wenn man diese Frage ernst nimmt, dann bleibt am Ende keine Wahl. Dann muss man sich zwangsläufig auf einen Weg begeben und sehen, wohin er geht. Die Einsicht, die ich gewonnen habe, ist die: Ich kenne weder den Weg noch das Ziel. Das ist schon deprimierend. Sicher ist nur, dass sich etwas verändert und das ist gut. Das ich diese Tatsache akzeptiert habe, ist ein Fortschritt, zumindest für mich. Auf der Liste stand auch ein Tattoo, genauer gesagt ein Tattoo auf dem Allerwertesten. Um ehrlich zu sein, hatte ich keinen Plan davon, wie schwierig es ist, einen Tätowierer zu finden, der das Motiv der Wahl sticht und auch in dem Stil, wie man es gerne hätte. Geschweige denn hatte ich irgendeine Ahnung, wie teuer das ganze Unterfangen ist. Das Ergebnis kann sich allerdings sehen lassen. Jedoch nicht auf dem Hintern, sondern auf dem Rücken…sonst hätte es sich um pure Verschwendung gehandelt.

Mein Herz ist übrigens auch wieder gebrochen, obwohl ich dachte, ich sei über jegliche Enttäuschung erhaben. Das Gute daran ist, dass ich langsam beginne zu verstehen. Nicht die Welt, auch nicht die Liebe oder gar die Männer, nein, ich beginne zu verstehen, wer ich bin und warum ich Dinge tue und andere wiederum nicht. Ich habe bereits berichtet, dass ich nicht alleine sein kann. Jetzt liegen sechs Monate Singledasein hinter mir. Ich beginne langsam zu verstehen, dass ich stets auf der Suche war nach einem potentiellen neuen Partner. Ganz gleich, ob ich mir selbst vorgemacht habe, genau das nicht zu sein. Vielleicht gelingt es mir ja jetzt, nach einer schmerzvollen Zurückweisung, endlich zu akzeptieren, dass ich so bin, wie ich bin und dass ich alleine bin und es auch noch eine Weile bleiben werde UND mir das auch genauso selbst ausgesucht habe. Na dann herzlichen Glückwunsch und frohe Weihnachten!

Zukunft, Reise und Angst vor der eigenen Courage

Ich war gerade eine Woche auf Studienfahrt in Prag. Ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert, mit halbwegs erwachsenen Schüler, die laut tschechischem Jugendschutzgesetz erst mit 18 Jahren Bier trinken dürfen, eine Abschlussfahrt nach Prag zu machen…ohne Worte, ich weiß, aber das Fahrtenkonzept unserer Schule sieht das eben so vor und als brave Beamtin folgt man natürlich den Richtlinien:) Den Schülern hat es auf jeden Fall trotz Regen und Kälte gut gefallen…ihr könnt euch sicher vorstellen warum 🙂

Nun steht eine weitere Reise an, meine erste richtige Fernreise wenn man so möchte. Es geht nach Israel. Für mich als Geschichtslehrerin ist dieses Unterfangen sicher etwas ganz besonderes und sehr aufregend. Vor allem aber weil ich noch nie den europäischen Raum verlassen habe und dann gehts direkt in ein politisch sehr instabiles Gebiet, dementsprechend panisch bin ich. Der so genannte „Nahe Osten“ ist für mich bis jetzt ein abstrakter Begriff, wenngleich ich mich jeden Tag darüber ärgere, wie unfassbar abgestumpft ich bin, wenn es um die tagesaktuellen Meldung geht, die uns hinsichtlich des Nahost-Konflikts täglich erreichen. Ich mache mir sicher keinerlei Vorstellung davon, wie es ist, in einem Land zu leben, das seit jeher so zerrüttet ist und in dem Krieg und Tod und die Bewältigung einer unfassbar traurige Geschichte auf der Tagesordnung stehen.

Ich werde gerade ein bisschen panisch, wenn ich darüber nachdenke, in welche Gefahr ich mich begebe, auch wenn ich weiß, dass jetzt einige genervt die Augen verdrehen, aber für mich fühlt es sich zumindest so an. Im Grunde ist diese Reise ein wichtiger Schritt für mich, weil es zu meinem Plan gehört, Ängste zu überwinden. Und ja ich habe Angst, ständig, nach jeder Meldung über ein Attentat, die uns erreicht. Mit ist sicherlich bewusst, dass man nirgends auf der Welt wirklich sicher ist und ich hasse dieses Gefühl. Diese schleichende Furcht, die lähmt und verwirrt. Wir sind in Frieden aufgewachsen und ich erkenne erst jetzt, welches Geschenk diese friedvolle Zeit gewesen ist. Aber eben in gewisser Hinsicht auch ein Trugschluss. Denn Frieden sollte allen Menschen vergönnt sein und wirklich glücklich und zufrieden dürften wir alle erst sein, wenn Sicherheit und Unbeschwertheit für jeden Menschen auf der Welt garantiert wären. Utopie hin oder her, ich wünsche mir diesen Zustand schon immer und ich gebe die Hoffnung nicht auf. Viel beigetragen habe ich sicherlich nicht, aber ich möchte wenigstens verstehen und mitfühlen können, das schulde ich der Mitmenschlichkeit, deren Empfinden uns doch alle auszeichnet.

Ich bin so aufgeregt, hoffnungsvoll und gespannt, was mich erwartet. Ich werde berichten.

Tinder, tanzen und der Kater danach

Mit Kater, das sei vorab erwähnt, ist in diesem Zusammenhang nicht der verhasste Kater nach einem feucht fröhlichen Abend gemeint. Vielmehr ist es ein Gefühl der Erschöpfung, das einsetzt, wenn viele neue Eindrücke, Geschichten und Persönlichkeiten auf die Bildfläche treten und man nicht weiß, welchen Gefühlen man sich hingeben, welcher Wahrnehmung man trauen kann und was eher an Einbildung grenzt.

Von der Bildfläche verschwinden können Männer ja bekanntlicher Weise sehr gut und sehr schnell. Ich habe diese Erfahrung, ganz ernsthaft, bis jetzt noch nicht machen dürfen, die Männer, die bis jetzt in mein Leben getreten sind, wollten alle samt nicht mehr gehen… bis ich sie bat, die Bühne zu verlassen. Häufig, weil ich mich in meiner Rolle nicht mehr wohl gefühlt habe, oder aber die Zeit zu große Veränderungen mit sich gebracht hat. Es ist traurig, dass ich so viele tolle Menschen, mit denen ich eine Zeit lang gemeinsam auftreten dürfte, nicht in meinem Leben halten konnte. Spricht nicht gerade für mich, weiß ich auch. Umso ernüchternder ist jetzt die Erfahrung für mich, nicht mehr direkt den Glücksgriff getätigt zu haben, sondern im sprichwörtlichen Sinne in Scheiße schwimmen lernen zu müssen. Die Alternative würde bedeuten, endlich zu lernen, alleine, nur mit mir selbst zufrieden zu sein…für meine Begriffe immer noch eine Sackgasse.

Was ich mir von meiner krampfhaften Suche gerade verspreche, weiß ich selbst nicht genau. Anerkennung? Noch mehr Selbstbewusstsein? Etwas fürs Ego tun? Mehr Selbstwertgefühl? Ich habe leider keine Ahnung. Über Tinder habe ich als dauerhaft Vergebene immer nur müde gelächelt, unfassbare Geschichten mit Freunden geteilt und diese App liebevoll als Inkarnation menschlicher, triebhafter Abgründe bezeichnet. Jetzt bin ich selbst Opfer geworden. Ich finde es immer noch völlig absurd, Teil dieser abartigen Fleischbeschau zu sein, wohlwissend, dass das Spiel durchaus seinen Reiz hat. Ich habe mich immer gefragt, was das für Typen, egal ob Mann oder Frau, sind, die diese Art von Dating-Plattform nutzen. Da ich nun selbst zu diesem elitären Kreis gehöre, fällt es mir zunehmend schwerer, eine Klassifizierung vorzunehmen.

Was ich aber jetzt weiß, ist, wie es sich anfühlt, große Erwartungen zu haben, Angst davor zu haben, den Erwartungen nicht zu entsprechen und richtig rücksichtslos zurückgelassen zu werden. Wie gut lernt man einen Menschen beim ersten Date kennen? Wie aussagekräftig ist die Schreiberei in social media Apps, wie weit darf Selbstdarstellung gehen? Welche Ansprüche darf man an Menschen stellen, die man kaum kennt? Was darf man erwarten? Es bleiben heute mehr Fragen als Antworten. Ich bin wirklich selbstbewusst und offen, aber vielleicht einfach zu alt oder zu spießig oder zu befangen für die Dating-Welt 2.0? Keinen Plan.

Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.

Es ist vielleicht Zeit, sich in Geduld zu üben. Wieder Menschen im realen Leben zu treffen oder einfach nur Tanzen zu gehen. Mache ich eh am liebsten.

 

Kinder, Alter und Schönheitswahn

So. Es ist gerade wieder an Zeit, sich aufzuregen. Meine Shoppingsucht hat mich heute wieder in die Stadt getrieben, was nichts ungewöhnlich ist. Auch nicht ungewöhnlich ist, dass ich ungeschminkt unterwegs war. Was mich allerdings tierisch aufregt ist, dass es aufdringliche Promoter für Schönheitsprodukte gibt, die mich ansprechen und irgendeinen Sermon von sich geben und meinen, mir Stylingtipps geben zu müssen…ohne Witz, es nervt. Ich bin alt genug um zu entscheiden, wie viel Make-up ich meinen Gesicht angedeihen lassen!!! Oh Ton „Sie könnten ja noch so viel mehr aus sich machen!“ Yo, mag sein, will ich aber gar nicht. Das einzige, was ich möchte, ist in Ruhe auf Beutezug gehen, die Sonne genießen, Eis essen und das wars!

Ich nehme mir gerne die Freiheit, in der Menge nicht auffallen zu wollen. Gleiches gilt im übrigen auch für meine werten Kollegen, von denen viele im gleichen Alter sind wie ich und gerade fleißig dabei sind, Kinder in die Welt zu setzen. Ernsthaft, ich liebe Kinder, ich arbeite sogar gerne mit ihnen und Jugendlichen zusammen, sonst hätte ich wohl  einen anderen Beruf gewählt. Aber: Ich möchte keine eigenen Kindern. Darum finde ich manche Äußerungen von Kollegen und Bekannten höchst distanzlos, die alle samt in die gleiche Richtung gehen…frei nach dem Motto, du findest auch noch den richtigen Mann und dann wirst du schneller Mutter, als du bis zehn zählen kannst. Wieso ist es ein Verbrechen, keine Kinder bekommen zu wollen? Wieso sprechen alle Frauen über dieses Thema so, als gäbe es keine alternativen Lebensmodelle oder -pläne. Ich weiß, dass sich viele Paare Kinder wünschen und keine bekommen können, was traurig ist und ich habe wirklich vollstes Verständnis für einen ausgeprägten Kinderwunsch. Aber weshalb hat niemand Verständnis für die Entscheidung, keine Kinder bekommen zu wollen? Ich wollte nie eigene Kinder und das wird sich in meinem Leben auch nicht mehr ändern, egal welcher Mann vielleicht irgendwann in mein Leben treten wird, er wird sich dann wohl oder übel damit arrangieren müssen oder sich eben eine andere Bekanntschaft anlachen müssen.

Meine biologische Uhr tickt damit nicht hörbar und ich stresse mich deshalb auch kein bisschen damit, einen Mann fürs Leben zu finden. Ok, das ist nicht ganz korrekt, klar, wäre ein netter Typ ganz unterhaltsam und kein Mensch ist gerne dauerhaft alleine, aber ich verspüre keinen Druck. Was ich allerdings glaube ist, dass es schwierig sein wird, einen Partner zu finden, der zwar kinderlieb und ein Familienmensch ist, aber keine eigenen Kinder will…dieser challenge bin ich mir durchaus bewusst. Bis dahin, werde ich mir aber weiterhin die Freiheit nehmen, ungeschminkt das Haus zu verlassen, wenngleich sich dann irgendwelche Beautyexperten die Haare raufen.

 

It’s not time to make a change

Wenn Veränderung Erstarrung bedeutet, dann hat sich das Leben selbst eingeholt. Dann prasseln so viele verschiedene Emotionen, Gedanken, Ängste und Wünsche auf dich ein, dass du gar nicht weißt, an welcher Stelle du einhaken sollst oder kannst, um das sich Verändernde zu umfassen und zu begreifen. Zugegeben, ich bin nicht Thomas Mann oder Hemingway, aber ich wäre es an Tagen wie heute gerne, um das, was mich umtreibt, adäquat oder nachvollziehbar in verständliche und sinnvolle Sätze zu packen.

Nach den großen Plänen, die mich die letzten Wochen haben daran glauben lassen, dass ich alles schaffen und bewegen kann, frage ich mich gerade, ob ich nicht vielleicht doch vom eigenen Leben überrannt werde. Ich meine, mein Leben wäre ein Marathonläufer, der grinsend an mir vorbei düst und sich hämisch lachend zu mir umdreht und trotzdem nicht gegen den nächsten Pfeiler rennt und sich den Kopf anstößt. Das Leben weiß also, wie es läuft. Und wo es hin will. Cool wäre natürlich, wenn es mir gnädiger Weise ebenfalls auf die Sprünge helfen würde, damit ich zumindest die Strecke kennenlerne oder die Disziplinen, auf die ich mich für der Zukunft vorbereiten kann, in Augenschein nehmen darf. Ich will ja trainieren, ehrlich. Also zumindest möchte ich ein gutes Leben führen, von ernsthaften Ambitionen Sport zu machen, ist hier sicherlich nicht die Rede…jeder der mich kennt, weiß das, aber ihr vielleicht nicht. Ich möchte mein Leben leben, doch kenne die Definition von mein gar nicht…

Nun stecke ich in einer Sackgasse und bin zu faul aufzustehen. Ich bin unbeweglich und harre der Dinge, die da kommen werden und dieses Mal kann ich nicht einen anderen Menschen für diese Erstarrung verantwortlich machen. Das wiederum bedeutet, dass ein Teil dessen, was ich die letzten Jahre verpasst habe, auf mein Konto geht. Vielleicht ist das die Lektion, die ich gerade lernen soll. Der Witz ist nur, ich würde gerne selbst bestimmen, was ich lerne, wie ich lerne und wann ich lerne. Wie ironisch, dass es grad mir nicht vergönnt ist, diese Entscheidungen alleine zu treffen. By the way … so verwendet man das Wort „gönnen“ und nicht anders! Der Sprachwandel geht mir manchmal so gehörig auf den Sack, aber auch die Sprache verändert sich, bahnt sich ihren Weg und lässt sich nicht aufhalten, wenngleich sich mir zuweilen die Haare aufstellen.

Also Leben, gönn dir, aber lass mich nicht auf der Strecke liegen, sonst trete ich dir, sobald ich mich wieder aufgerafft hab, in den Arsch!

Freundschaft, Abschied und das Nichts

Jeder kennt das. Abschied nehmen müssen. Egal ob es sich dabei um banale Dinge handelt wie dem wehmütigen Abschied von einer schönen und inspirierenden Reise, an die man sich gerne zurückerinnern wird oder aber gewichtige Abschiede wie der von einem guten Freund, der sich entschieden hat, das nächste Jahr im Ausland zu verbringen oder aber der an einem anderen Platz auf der Welt sein Glück finden möchte. Was bleibt, sind die Erinnerungen. Und das ist gut so. Denn an eine gute Zeit und tolle Episoden aus unserem Leben oder einer Freundschaft erinnern wir uns gerne.

Anders sieht es aus, wenn wir beschließen, Abschied zu nehmen. Wenn wir ein Kapitel in unserem Leben verlassen, die Tür schließen und nicht mehr zurückblicken. Das sind Abschiede ganz besonderer Art. Sie helfen uns zu vergessen, unangenehme, schmerzhafte Erfahrungen hinter uns zu lassen und etwas Neuem in unserem Leben eine Chance zu geben. Uns neu zu definieren, uns neu zu erfinden, ein besserer Mensch zu werden oder einfach nur wieder frei atmen zu können. Doch was in der Zwischenzeit mit unseren Herzen passiert, darauf sind wir nicht gefasst.

So wichtig der Entschluss sein kann, Vergangenes hinter sich zu lassen, so schwer ist es, durch das tiefe Tal der Trennung und Ungewissheit zu gehen, ohne zu wissen, wann wir wieder Licht sehen, wann es wieder bergauf geht und das Leben wieder beginnen kann, ohne dieses Nichts. Wenn wir uns selbst nicht antreiben können, mit schnellen und selbstbewussten Schritten durch dieses Tal zu gehen, dann ist es tatsächlich der Himmel auf Erden, wenn wir Freunde haben, die diesen beschwerlichen Weg mit uns gehen. Die als Gefährten neben uns wandern, Witze erzählen, uns in die Seite piksen und nicht müde werden uns davon zu überzeugen, dass wir den ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben. Diese Freunde lachen und weinen mit uns, halten uns aufrecht, weisen uns auf Wegmarkierungen hin und feuern uns an, wenn wir die Bergetappe antreten. Sie winken vom Gipfel und spenden uns Trost, wenn uns die Blessuren den Weg erschweren.

Ich kann nicht oft genug Danke sagen für diese Menschen in meinem Leben. Die sich meine Gedanken, Sorgen und Nöte zu ihren eigenen machen. Ohne zu urteilen. Diese Freunde sind einzig darauf bedacht, gangbare Wege sichtbar und die scheinbar unüberwindbaren Hürden zu Herausforderungen zu machen, die mit Einsatz, Kraft und Willen zu meistern sind.

CDs, Zeit und Erinnerungen

Zugegeben, ich habe grad Ferien und ja, ich bin Lehrer und muss nie arbeiten. Die Leier kenne ich schon und kann dazu nur sagen: Augen auf bei der Berufswahl!

Soviel dazu. Was macht man also, wenn man zu viel Zeit hat und zu wenig Kohle, um sechs Wochen in den Urlaub zu fahren? Richtig, erst einmal NICHTS. Und zwar gar nichts. Damit bin ich jetzt nach drei Wochen fertig. Seitdem ich vor über zwei Jahren umgezogen bin, habe ich mir vorgenommen, meine Wohnung, speziell mein Wohnzimmer, umzuräumen. Verplant wie ich bin, war ich nämlich bei meinem Umzug quasi nicht zugegen und meine lieben Freunde haben die Wohnung nach gutem Wissen und Gewissen liebevoll eingerichtet und seither steht alles irgendwie an einem Platz. Aber eben nicht an seinem Platz. Daher habe ich die letzten zwei Tage mit Möbelrücken, aufräumen und ausmisten zugebracht und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Ich bin übrigens grad wahnsinnig stolz auf mich, dass ich völlig ohne Hilfe zwei Billy Regale aufgebaut habe! Check! Ein Hoch auf die Selbstständigkeit. Echt der Hammer und bis jetzt sind sie auch trotz der Last der ganzen Bücher noch nicht zusammengebrochen:).

Während des Ausmistens sind mir einige wertvolle Erinnerungen in die Hände gefallen, von denen ich mich einfach nicht trennen kann. Dazu gehören zum Beispiel eine Auswahl an CDs, die ich mir in meiner Jugend zugelegt habe. Auch wenn ich sie nicht mehr höre, weil es einfach zu bequem ist, Napster zu bemühen, sind mit der Musik so viele Emotionen und Erlebnisse verbunden, dass mein Herz ganz schwer und wehmütig wird. Es sind zum großen Teil sehr schöne Erinnerungen und es hat gut getan, sich die Zeit zu nehmen, an sie zurückzudenken. Deshalb habe ich beschlossen, einige CD-Cover an die Wand zu hängen. Dann schwelge ich in Zukunft vielleicht öfter mit dem Blick auf die Cover in Erinnerungen und kann sie so lebendig halten. Denn auch wenn ich gerade versuche, mein Leben neu zu ordnen und dazu gehört natürlich auch das Aufräumen in den eigenen vier Wänden, bleibt die Vergangenheit ein wesentlicher Teil von mir. Lernen muss ich noch, dass auch schlechte Erinnerungen, vielleicht sogar Reue, dennoch ihren oder einfach einen mahnenden Sinn inne haben. Dass das Leben kein Ponyhof ist, habe ich bereits begriffen, aber Ferien auf dem Ponyhof, darf das Leben doch sicher auch machen, oder?

Da die Zeit rennt und immer schneller vergeht, desto mehr der Alltag das Leben in Beschlag nimmt, möchte ich mit vornehmen, neue Erinnerungen in der Gegenwart zu schaffen, die besonders sind und an die ich in einigen Jahren wieder mit Herzenswärme und Sehnsucht zurückdenken kann. Ein guter Freund von mir, hat mir neulich erklärt, warum ältere Menschen immer mehr das Gefühl haben, dass die Zeit mit dem Alter schneller vergeht. Dieses Gefühl entsteht durch die Zeit selbst. Als wir Kinder waren, hat die Welt und das, was es in ihre zu entdecken gibt, einen unheimlichen Eindruck auf uns gemacht. Immer wieder haben wir Neues gesehen, erlebt und verstanden. Umso älter wir werden, desto weniger kann uns noch neu und unglaublich erscheinen. Darum bereichern wir unser Leben mit der Zeit immer weniger mit unglaublichen Entdeckungen, an die wir uns dann später erinnern können.

Darum mein Plädoyer für das „Sich-Zeit-nehmen“. Egal, was grad wichtiger zu sein scheint, egal wie stressig und anstrengend der Alltag ist. Ich sollte mir Zeit nehmen, denn dies ist die einzige Möglichkeit, neue Zeit und Erinnerungen geschenkt zu bekommen.

Eltern, Tattoos und Erwachsenwerden

Puh. Von dem Plan, mir ein Kleeblatt, ein irisches Kleeblatt, auf die rechte Arschbacke tätowieren zu lassen, habe ich ja schon berichtet. Womit ich allerdings nicht gerechnet hätte, ist, dass meine Eltern die Idee richtig witzig finden. Sicher bin ich mir, dass wenn ich diesen Plan vor einigen Jahren verwirklicht hätte, mir mein Erbe durch die Lappen gegangen wäre. Das ist mir zwar völlig egal, wäre aber typisch für die Generation meiner Eltern gewesen, dachte ich zumindest. Was den Sinneswandel bei meinen Eltern bewirkt hat, weiß ich nicht, aber es amüsiert mich. „Warst du zu viel in der Sonne?“ war der einzige Kommentar meines Vaters zu dem Thema. Meine Mutter hingegen hat zwar kundgetan, dass sie sich wieder einmal in der Annahme bestätigt sähe, dass ihre Tochter nicht mehr alle Latten am Zaun habe, aber hingegen sämtlicher Befürchtungen fand sie meine Pläne zum Thema Tätowieren eher unterhaltsam und interessant.

Diese kleine Anekdote hat mir wieder gezeigt, was das Älterwerden auch bewirken kann. Nämlich dass die Menschen gelassener werden. Ich weiß, dass Desillusionierung, Energieverlust, Starrsinn und Sinnentleerung und auch Folgen des Älterwerdens sind. Aber umso schöner finde ich es, wenn nach der pubertätsbedingten Konfrontation mit den eigenen Kindern und dem langen, schmerzhaften Prozess der Loslösung der Sprösslinge vom Elternhaus wieder eine Art der freiwilligen Annäherung entsteht, die auf Toleranz und Verständnis beruht. Keine Ahnung, ob ich jetzt zu optimistisch bin, aber so scheint es mir zumindest im Moment. Während Kinder flügge werden sind Eltern so derart unentspannt, ängstlich und zuweilen cholerisch, dass es mich wundert, wie die Herzen dieser Eltern den Stress überleben. Als ich mit neunzehn von Hause ausgezogen bin, ist meine Mutter durchgedreht und hätte mir quasi am liebsten viel Glück beim auf die Nase fallen gewünscht. Sicher hat sie die ersten Wochen zu Hause auf der Couch gesessen und darauf gewartet, dass ich heulend zur Tür hereinkomme, um ihr zu sagen, dass sie recht hatte und ich den Versuch offiziell als gescheitert sehe, mein Leben alleine in den Griff zu bekommen. Tatsächlich habe ich die ersten Wochen wegen jedem Scheiß meine Eltern angerufen, frei nach dem Motte „Wie brate ich Fleisch an, ohne das es schwarz wird?“ oder „Wo bekommt man eigentlich gelbe Säcke?“ oder „Was von meinen Sachen darf bei wieviel Grad in den Trockner?“. Zugeben, selbstständig war ich mit neunzehn nicht und stattdessen war ich für jede Tupperdose dankbar, die meine Eltern mir bei einem Besuch zu Hause mitgegeben haben. Trotzdem war ich stolz, auf halbwegs eigenen Beinen zu stehen.

Wenn ich mir vorstelle, dass es nicht mehr ewig dauern wird, bis meine Eltern Hilfe und Unterstützung brauchen, wird mir schon ein bisschen mulmig. Nicht, weil ich nicht bereit und willens bin, sie zu unterstützen, sondern eher weil ich gespannt bin, ob ich bis dahin so erwachsen geworden bin, dass ich mit dieser Last und Verantwortung vernünftig umgehen können werde. Was mich letztlich zu der Frage führt, ob es überhaupt einen Zeitpunkt im Leben gibt, an dem man wirklich erwachsen und unabhängig ist. Als Kind ist man auf seine Eltern angewiesen und für jede Art der Förderung und Unterstützung dankbar, als Teenager ist man ständig damit beschäftigt, die elterliche Obhut und Fürsorge loszuwerden, als junger Erwachsener glaubt man so erwachsen zu sein, dass man die Welt besser versteht, als je jemand anderes vor einem und als Erwachsener im besten Alter will man wieder jung und ohne Sorgen und Verantwortung sein und zuletzt fragt man sich sicher während des Altwerdens, wer denn später die Verantwortung übernehmen könnte.

Fakt ist nur, dass wir alle älter werden und unsere Entscheidung treffen. Wie zum Beispiel, ob man sich mit dreißig unbedingt das erste Tattoo stechen lassen muss. Meine Antwort ist ganz klar: Ja!