In Frieden leben

Damit ist heute ausnahmsweise nicht nur der Wunsch nach einer heilen Welt da draußen gemeint. Dabei hätte diese Welt mehr als einen innigen Wunsch nach Frieden verdient und benötigt jeden Gedanken an eine bessere und menschlichere Zukunft.

In den letzten Wochen ist mir auf der spirituellen Ebene mehrfach der Gedanken begegnet, dass das Chaos in der Welt unser inneres Chaos widerspiegelt. Das all das Leid, der Hass und die Zerstörung unserer Lebensgrundlage tatsächlich unsere Stimmung, unsere Gefühlslage spiegelt, wundert mich wenig, ich bin nur nicht ganz sicher, wer das Ei und wer die Henne symbolisiert.

Was können wir tun, wenn wir den Frieden verloren haben? Haben wir ihn eigentlich vorher genug vermisst, um ihn jetzt zu betrauern? Wo sind wir hingegangen, womit haben wir uns beschäftigt, dass uns nicht früher der Gedanke gekommen ist, dass sich etwas ganz ganz wesentliches aus unserem Leben verabschiedet hat.

Jetzt tobt ein Sturm in mir, der alles durcheinanderwirbelt, alles aus den Regalen wirft, was nicht festgeklebt ist. Diese Regale haben alle Namen, in ihnen befinden sich Ideen, Hoffnungen, Träume und Erinnerungen. Ihr müsst nicht glauben, dass zuvor Ordnung in den Regalreihen geherrscht hätte. Es soll ja Menschen geben, die zum Beispiel ihre Bücher nach den Farben der Einbände sortieren, oder sogar nach Namen ihrer Autoren. Ich gehöre ganz sicher nicht dazu. Dennoch habe ich immer alles so ziemlich direkt gefunden, wonach ich gesucht habe, weil ich wusste, wo ich es hingelegt hatte, als ich mich das Mal davor mit meinen Sorgen oder meinen Zielen auseinandergesetzt habe. Der Staub auf manchen Regelböden hat mich selten gestört. Wohlwollend bin ich mit dem Finger über die Staubschicht gefahren, habe mir entfernte Fragen noch einmal gestellt, alte Fotos angeschaut. Wenn ich richtig motiviert gewesen bin, habe ich sogar ausgemistet. Für mich ist es leicht, mich von Altlasten zu trennen. Genauso leicht wie neue Schmuckstücke in meine Sammlung aufzunehmen und diese gut sichtbar auszustellen.

Jetzt stehe ich in Mitten des Chaos‘, das der Sturm angerichtet hat. Altes und Neues liegt verstreut und teilweise kaputt auf dem Boden zerstreut herum. Ich kann mich nicht setzen, ich kann diesen Kreis meines Lebens nicht verlassen, der sich unweigerlich vor mir ausgebreitet hat. Was mache ich jetzt mit diesem Dilemma. Fange ich an aufzuräumen? Schiebe ich die Dinge zur Seite und bahne mir einen Weg aus diesem verwüsteten Zimmer? Einfach mal durchatmen? Soll ich mich fragen, wie diese Naturgewalt Einzug in mein Wohnzimmer halten konnte? Warum gerade mich dieses Chaos trifft?

Ich habe immer gewusst, dass Ordnung halten und Staubwischen nur Momentaufnahmen sein können. Es fühlt sich gut an, den Schätzen und Lastern einen Platz zuzuweisen, dann stellt sich das Gefühl der Kontrolle ein und für einen kurze Weile fühlt sich das Leben friedlich an. Ich habe allerdings schon länger das Gefühl, dass dieser Friede sich zwar täuschend echt anfühlt, aber nichts mehr ist als eine Illusion.

Wer hätte gedacht, dass das Leben so heftig ausholen und zuschlagen kann. Wie sich Ohnmacht anfühlt, weiß ich jetzt.

Was tun, wenn die bekannten Strategien nicht mehr ausreichen, um Sinn zu generieren. Wenn wir anfangen müssen, die wirklich großen Fragen zu stellen. Wenn Angst real wird, wenn Hilflosigkeit immanent wird.

Was kann ich tun, wenn es nicht mehr in Australien brennt, aber dafür in meinem Herzen und in meinem Verstand. Wenn ich feststelle, dass ich das Leben, das ich führe, das wir alle führen, nicht mehr will. Wenn ich das Gefühl habe, dass sich etwas ändern muss und zwar schnell. Die Ordnung hat den Vorhang der Täuschung abgelegt und sich in Verwirrung und Unsicherheit verwandelt. Die vermeintliche Ruhe ist vorbei, auch wenn der Sturm sich gelegt haben mag.

Was jetzt? Frage ich mich. Was tun? Frage ich mich. Weitermachen wie bisher ist in jedem Fall keine Option.

Wer braucht Regale? Wer braucht Ordnung nach Farben? Wer braucht Kategorien? Neu denken, von vorne denken, anders handeln, sich nicht mehr verstecken – ein Anfang?

Ich will nicht in einer Welt leben, in der Menschen Angst davor haben müssen, diskriminiert und bedroht zu werden, weil sie sind, wie sie sind und wer sie sind.

Es ist so verabscheuungswürdig, was hier in unserer Mitte geschieht. Wieso lassen wir das zu? Wieso stehen nicht alle gleichzeitig auf und machen sich auf den Weg, um für eine Zukunft einzustehen, die einer Demokratie gerecht wird. Wieso verharren wir im Unglauben an das, was direkt vor unsere Augen geschieht. Wir dürfen dem Hass keine Angriffsfläche bieten. Wir müssen zusammen stehen und gütig sein. Zwischen uns darf kein Blatt Papier mehr passen. So geschlossen müssen wir durch das Chaos schreiten und neu beginnen. Wir müssen der Anfang sein.

 

Feels like a stranger

Eigentlich fällt es mir leicht, mich in andere Menschen hineinzuversetzen. Aber mit der Empathie ist das so eine Sache. Manchmal fließt sie durch mich hindurch und ich zweifele keinen Moment an meinem Eindruck, den ich von meinem Gegenüber gewonnen habe. Im Laufe der Zeit bestätigt sich meine Einschätzung und ich grinse still in mich hinein. Dann kommt auch ein Gefühl des Stolzes auf. Wie cool, dass ich diese Fähigkeit besitze. So kann ich entscheiden, mit welchen Menschen ich mich umgeben möchte.

Wenn ich meine Empathie nicht hätte, wer weiß, dann hätten sich vielleicht die Freundschaftsbänder nicht geknüpft, die mich heute halten, wenn ich im Begriff bin zu fallen und die ich festhalte, wenn ein Freund droht seinen Halt zu verlieren. Wahrscheinlich hätte ich auch nicht so viel über die Menschen an sich lernen können und wäre vermutlich auch keinen Deut schlauer aus mir selbst geworden als ich es in der Pubertät gewesen bin.

Irritiert bin ich vor allem dann, wenn Menschen etwas unternehmen, mit dem ich gar nicht gerechnet hätte. Dann sträubt sich etwas in mir dies hinzunehmen und ich muss mir eingestehen, dass jeder Mensch voller Überraschungen steckt, nicht alles vorhersehbar ist und dies auch gut so ist. Die Menschen in meinem Leben sind schließlich alle frei und keine Marionetten meiner Empfindungen und Gedanken.

Jetzt komme ich zum Punkt. Bei manchen Menschen gewinne ich zunehmend den Eindruck, dass sie genau diesen entscheidenden Punkt anders sehen.

Zum Glück bin ich nicht der einzige Mensch auf dieser Welt, der emphatisch ist. Einige wenige unter uns scheinen sich allerdings den „Spaß“ zu machen, diese Gabe für die eigenen Zwecke einzusetzen. Sie manipulieren und steuern Menschen in die Richtung, in der sie nach ihrer Ansicht den richtigen Platz finden. Wie ein Wettergott, der nach Belieben Schiffe durch die Bewegung der Wellen und kräftigen Wind über das Meer treibt. Dies ist zugegebenermaßen beängstigend.

Was tun, wenn nun jemand in die Fänge eines wetterbeherrschenden, also manipulierenden Menschen gerät? Das schwerste ich sicherlich zu erkennen, dass dies gerade geschieht. Denn es tut gut, Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen. Vielleicht ist auch die ein oder andere Schmeichelei dabei oder aber ein passendes Kompliment.

Wir vertrauen unsere Gedanken, die das Herz bewegen, nicht leichtsinnig anderen Menschen an.  Für den einen gilt dies vielleicht mehr als für den nächsten. Wir sind auf der anderen Seite aber empfänglich und offen, wenn unser Gesprächspartner das Gefühl von Interesse vermittelt, dann fühlen wir uns gesehen und wertgeschätzt für unsere Persönlichkeit und unser Handeln.

Doch genau hier lauert die geschmückte Gefahr. Das Interesse des Gegenübers ist tatsächlich da. Es ist jedoch zweckgebunden und auf eine bestimmtes Ziel gerichtet. Natürlich sind die wenigsten Menschen letztlich wirklich selbstlos. Mit dem Altruismus verhält es sich so wie mit dem Kommunismus. Ideale, nach denen das soziale Miteinander gestaltet sein könnte, bleiben Ideale. Menschen verspüren in der Regel den Drang sich selbst zu verwirklichen. Wir wollen unseren eigenen Weg gehen, um zu wachsen, anerkannt zu werden und erfolgreich zu sein. Die Welt bietet uns alle Möglichkeiten dazu. Da wird es nicht leichter zu Gunsten des Gemeinwohls auf individuelle Entfaltung zu verzichten. Doch wie ist es mit der Verantwortung für die Empathie bestellt?

Es ist sicher verlockend, seine Gabe auszunutzen und manchmal vielleicht auch ein schmaler Grad zwischen Mitgefühl und Grenzüberschreitung. Deshalb ist es wichtig auch Menschen, die wir sehr gut zu kennen glauben, jedes Mal aufs neue gut zuzuhören. Die Bilder in unserem Kopf zu prüfen, sie zu modifizieren, um dann irgendwann an den Punkt zu gelangen, sich von den Bildern und Überzeugungen, die wir von und über andere besitzen, ganz zu lösen.

Das geben eines guten Rates ist eine vertrauensvolle Angelegenheit und nie frei von subjektiven Sichtweisen, darum machen wir Erfahrungen, die wir dann teilen können. Es bleibt jedoch eine Notwendigkeit unser Gegenüber und seine Entscheidungen nicht zu bewerten, zumindest in dem Sinne, dass wir dabei von uns und unseren Gefühlen ausgehen.

Wenn der emphatische Mensch an unserer Seite mehr von sich und weniger von uns ausgeht, ist jeder gut beraten einen Schritt zurückzutreten und zu reflektieren, welche Intentionen hier verfolgt werden.

Am Ende kennen wir bereits die Antwort auf unsere Fragen. Es ist aber okay, sich absichern zu wollen. Welchen Weg wir schließlich einschlagen wollen, liegt jedoch immer bei uns. Den Respekt vor Entscheidungen können wir uns aber nur selbst eingestehen.

Auch wenn es oft, vermutlich auch in eurem Leben. stürmisch zugeht, sollten wir uns nicht das Ruder aus der Hand nehmen lassen. Und wenn es ganz heftig wird, können wir einen Anker werfen, Rettungsbote gibt es vielleicht auch und schließlich können wir uns selbst auf die Schulter klopfen und den nächsten erbeten Rat guten Gewissens weitergeben.

 

Ein Hoch auf uns, auf unsere Fantasie!

Leere, überall wo ich hinfühle ist nur der Platz, kahl und rau und ungefüllt. Ausgebrannt nennt man das heutzutage. Ich bin müde, ganz simpel und kann kaum die Gedanken greifen. Den Grund für diesen Zustand kenne ich auch:

Ich habe so viele Gedanken in die Abstellkammer gesperrt, damit sie mich nicht überrumpeln und mit ihrer Wucht, wenn ich sie denn frei ließe, erdrücken. Es hat sich etwas in mit freigesetzt und ich habe die Kontrolle verloren.

Obwohl ich vor langer Zeit wohl gewusst habe, wie man mit Fantasie umgeht, ist sie nun, da ich ihr Platz geschaffen haben, allgegenwärtig. Genau darum habe ich sie eingesperrt. Denn ansonsten erwischt sie mich mitten im Satz, schlägt quer durch alle feinen Gedanken und lässt mich zusammenzucken oder bricht sich bahn zwischen all der gut gepflegten Rationalität und Vernunft. Dann muss ich kichern und stelle mir vor, wie die Menschen um mich herum reagieren würden, wenn ich sie unmittelbar teilhaben ließe, einfach sagen würde, was mir gerade buntes durch den Kopf hüpft. Wie ich gerne antworten würde auf ihre Fragen, es aber tunlichst unterlasse, weil mich mein Umfeld dann vermutlich für unzurechnungsfähig halten würde.

So als ob plötzlich Pipi Langstrumpf aus mir sprechen würden und links und rechts von meinem Kopf ein Zopf baumeln würde. Der Schimmel würde auf mich warten, ich hätte Kniestrümpfe an und würde einfach losreiten, vorbei an hupenden Autos, die ich mit Blumen bewerfen würde, während ich mein Lied pfeife. Mein Flickenkleid würde die Blicke auf sich ziehen, Passanten würden empört den Kopf schütteln und mit einen Vogel zeigen.

Vielleicht hätte ich auch einen Piratenhut aufgesetzt und würde eine Augenklappe tragen, die mein rechtes Auge ziert, würde der Welt verraten, dass ich gefährlich bin, weil ich mich auf eine abenteuerliche Reise begebe und nicht weiß, ob ich als dieselbe zurückkehren werde. Mein Mut würde mir vorauseilen und den Weg frei machen. Mir würden neue Menschen begegnen, die Geschichten erzählen, die mich und meine Freunde zum lachen bringen. Alle hätten Kostüme an, würden tanzen, feiern und lachen.

Niemanden würde es stören, dass sich auf den Straßen eine Parade ihren Weg mit lauter Musik bahnt und schunkelnde Menschentrauben ihren Wegesrand säumen.

Wer weiß, so fantastisch können Ideen sein, die einmal entfesselt und frei entfaltet wachsen. Und manchmal sind sie ansteckend und motivierend und das Feuer greift über und aus dem bloßen Hirngespinst wird pure Lebensfreude und eine Tradition, die uns daran erinnert, dass wir alle Kinder waren und es auf bestimmte Weise immer bleiben werden, wenn wir Routinen und Professionalität aussperren und stattdessen feiern und lachen und tanzen und einfach glücklich sind.

Eine wunderschöne Karnevalszeit allen Jecken da draußen!

Reminder zum ersten Blogeintrag

Das Sofa war ein guter Platz. Überhaupt mochte sie ihre neue Wohnung und auch ihr neues Leben – irgendwie. Das war es, was sie sich gewünscht hatte, ohne zu wissen, was konkret sein würde. Was sie hinter sich lassen wollte, war ihr mit einem gewaltigen Bewusstseinseinbruch deutlich geworden und hatte dann wie loser Schnee eine Lawine in Gang gesetzt, deren Ursprung manchmal ganz sanft sein kann, geräuschlos und doch unerbittlich.

Hier saß sie, ohne Mann, Ring, Haus und Kind; mit Freiheit, Möglichkeiten und ohne definiertes Ziel. Womit sie nicht gerechnet hatte, war das Wanken des Seins, der Gewissheit zu wissen, wie es jetzt und in Zukunft sein sollte. Alles war offen und neu und sie hatte sich so danach gesehnt wieder zu dem zurückzukehren, dessen sie sich sicher war.

Unabhängigkeit hat ihren Preis, das wusste sie. Sie war bereit, den geforderten Preis zu zahlen.

Neuanfang.

Erster Eintrag.

Neues Leben, das mit Fragen, Ängsten und Sorgen beginnt und mit großer Leichtigkeit und Freude endet, dessen war sie sich ganz sicher. Eine To-do-Liste, eine Bestandsaufnahme, die Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, all das stand unmittelbar dar, war zum greifen nah. Das Gefühl Prioritäten setzen zu müssen und aufzuräumen, bevor es richtig losgehen konnte. Die Frage nach dem Wie? Ein Blog! Die Frage nach warum? woher? wohin? Die Blogbeiträge – bis heute.

Die Erkenntnis? Den Sinn des Lebens gibt es nicht. Sinn steckt in jedem Augenblick, in jedem Gespräch, jeder Geste, jedem Zweifel, wenn sie möchte, dass dort sinnenhaftes geschieht, bewirkt und gezeigt wird. Der Sinn lässt sich kreieren, nicht nur erkennen. Schöpferkraft ist der Ausdruck jeden Sinns. Die Suche nach Sinn und die Jagd nach der Antwort auf die Frage „Warum?“ ist die Orientierungslosigkeit der Schöpferkraft, die noch nicht gelenkt wird. Das Entdecken des Schaffens und des Machens und des Seins ist der Wegbereiter des Sinns.

Das ist das neue „Zwischenziel“ der Etappe des Erkennens. Nichts bleibt und das ist auch gut so, kann sie heute sagen, in der gleichen Wohnung, auf dem gleichen Sofa, das jetzt an einer anderen Stelle steht, anders wirkt, weil eine Decke darüber liegt und sich deshalb – vielleicht – auch anders anfühlt.

 

Mut

Alles im Leben beginnt mit Mut. In die Welt zu gehen, jeden Tag, und das Beste aus sich und dem Leben zu machen, für andere Menschen da zu sein, das Leben zu genießen, stark für sich und Andere zu sein, Erfahrungen zu machen, Veränderungen zuzulassen und herbeizuführen und dem Schicksal die Stirn zu bieten.

Was letztlich aber am meisten Mut fordert, ist die Liebe. Denn die Liebe ist kein Spiel ohne Gewinner. Sie das wertvollste Geschenk, das uns Gott oder das Universum macht. Sie ist die Kraft, die alles bewegt, alles verändert und gleichzeitig alles zusammenhält. Einen Menschen zu lieben, bedeutet alles ertragen zu wollen, alles in Kauf zu nehmen, jedes Gefühl und offen zu sein für das Leben und gegenüber allem, was das Leben für uns bereithält.

Liebe bedeutet leben. Und da das Leben kein Spiel ist, braucht es auch keine Verlierer und Gewinner. Nur Menschen, die mutig sind, Mensch zu sein und zu lieben.

Zur Feier des Tages!

Irgendwie hatte ich es im Gefühl, der Drang hat heute ganz leise angeklopft, wieder einmal einen Blogeintrag zu schreiben und siehe da, WordPress gratuliert mir just an diesem 26.07.2017 zum einjährigen Jubiläum und ich musste gerade über beide Wangen grinsen. Was ich mir vor einem Jahr von dem Schreiben eines Blogs erhofft habe, weiß ich gar nicht mehr genau, aber an das Gefühl von damals, kann ich mich sehr gut erinnern. Ich wollte einiges aus meinem tiefsten Inneren loswerden und hätte ich dies nicht in Form des ersten Blogeintrages getan, hätte ich mich wahrscheinlich aus dem Fenster gelehnt oder auf den Balkon gestellt und alles, was mich bedrückt und tief verunsichert hat, lauthals herausgeschrien. So jedenfalls hat sich die Last angefühlt, die sich auf mein Herz, meinen Geist und meine Seele gelegt hatte und der Berg aus Ängsten, Hoffnungen, Unsicherheiten und der Perspektivlosigkeit schien mir schier erdrückend, sodass mir buchstäblich die Luft zum Atmen gefehlt hat.

Sicher habe ich mir damals vorgestellt und vorgenommen, dass ich regelmäßiger bloggen würde und gehofft, dass ich mir Zeit nehme und die Muße finde, alle meine wirren Gedanken in Worte zu fassen. Das Ergebnis sieht in Zahlen nicht wahnsinnig beeindruckend aus. Dafür habe ich allerdings heute die Gewissheit, dass ich mit diesem Blog einen Weg gefunden habe, die Dinge, die mich stetig beschäftigen und in mir rumoren, auf einen Weg zu schicken, weit in die Welt hinaus und gleichzeitig durch die Gestaltung der Gedanken in meinen eigenen Worten, diese leichter werden zu lassen und klarere Struktur zu sehen, die  für mich in meinen Kopf greifbarer werden und ich kann besser mit ihnen arbeiten, nehme mich und mein Leben deutlich wahr, sprich, ich bin achtsamer mir selbst gegenüber geworden und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen.

Zuweilen fällt es mir noch schwer, erlernte und geliebte Verhaltensweisen und Muster loszulassen, mich von den ungeliebten Marotten zu trennen und so intensiv und beständig an mit zu arbeiten, dass sich eine dauerhafte Veränderung einstellt. Der Weg, der vor mir liegt, ist nach wie vor lang, aber ich sehe diesen Weg heute nicht mehr nur als Aufgabe, die ich bewältigen muss, sondern vor allem als Chance, die mir geben wird, um mich jeden Tag neu zu fragen, was heute wichtig ist und welche Prioritäten ich setzen möchte.

Ich liebe die Metapher vom Weg des Lebens, der über Stolpersteine und durch tiefe Täler führt, auf dem wir von Freunden begleitet, gezogen und geschupst werden oder aber überrannt werden von sportlicheren oder einfach rücksichtlosen Läufern, die unseren Weg und unser Leben streifen. Gelernt habe ich, dass es aber nicht nur auf die Beschaffenheit des Weges ankommt, sondern auch darauf, wie gut wir vorbereitet sind, unserer Wege zu gehen. Wir können uns ausrüsten, vor schlechtem Wetter schützen und die Karte studieren. Wir können Streckenabschnitte mit dem Bus bewältigen, Pause machen oder aber uns ins Flugzeug setzen und am anderen Ende der Welt einen neuen Weg beginnen. Wie wir das machen? Wir lernen Menschen kennen, die uns inspirieren, indem sie uns ihre Geschichte erzählen und uns neue Wege aufzeichnen, wir sammeln Erfahrungen und setzen diese um, indem wir Entscheidungen bedachter fällen, die Perspektive wechseln, mehr Sicherheit gewinnen, wenn wir uns fragen, was uns im Leben, im Alltag und für die Zukunft wichtig ist. Wir lernen auch zu erkennen, wer uns helfen kann, Herausforderungen zu bestehen und wer uns eher ausbremst und uns so zum Stillstand überredet oder sogar zwingt. Wir wissen, dass wir mit jeder Etappe, die wir hinter uns bringen, mutiger werden, mehr Selbstvertrauen gewinnen und über uns hinauswachsen. Und, was vielleicht am wichtigsten ist, wir wissen, dass jede Pause, die wir einlegen, uns nicht vom Erfolg trennt, sondern uns dem Ziel ein Stück näherbringt.

Auf welche Weise ich meinen eigenen Weg gehen möchte, variiert jeden Tag. Mal möchte ich (noch) gesünder leben, mehr Sport machen und das Maximum in meine Gesundheit investieren. An anderen Tagen holen mich erlernte und teilweise auch heißgeliebte Verhaltensweisen ein, die mich von meinen Vorsätzen trennen. Dann esse ich Pommes, ein Eis, eine Packung gesalzene Nüsse und abends auf der Couch noch eine Tüte Chips, habe Magenkrämpfe und ein schlechtes Gewissen, aber den Heißhunger befriedigen zu können, erzeugt ja irgendwie auch ein Glückgefühl und dann frage ich mich, ob ich jemals gänzlich gesund leben können werde und hadere mit meiner Unachtsamkeit und meiner mangelnden Disziplin. Auch das Rauchen ist nach wie vor ein ständiger Begleiter, den ich noch nicht bereit bin, ziehen zu lassen usw. usw. usw. …

Wie kostbar Zeit ist, in der ich aktiv werden kann und Wege beschreiten kann, die mir neue Eindrücke schenke, habe ich verstanden und nutze sie deshalb bewusster als zuvor.

Ängste und Unsicherheit sind ebenfalls unliebsame Zeitgenossen, die immer wieder meine Wege kreuzen und denen ich mich nach wie vor ausgeliefert fühle, die ich aber mittlerweile erkenne und deshalb mit ihnen bewusst arbeiten kann und mich ihnen innerlich entgegenstellen kann.

Das letzte und allumfassendste Thema bleibt natürlich die Liebe. Männer kreuzen meinen Weg nach wie vor und nehmen für meinen Geschmack, also nach altem Muster, immer noch einen zu großen Bestandteil meines Denkens ein, bei aller Freiheit, die mir das Singleleben bietet, schaffe ich es trotzdem, mir unnötiger Weise schlechte Gefühle ans Bein zu binden, weil sich der Typ nicht oft genug meldet oder nicht den Mut besitzt, sich über die eigenen Gefühle im Klaren zu werden und offen zu kommunizieren, was er möchte. Noch nicht oft genug bin ich in der Lage mir darüber Gedanken zu machen, was ich möchte, unabhängig von meinem Gegenüber und Verantwortlichkeiten abzustreifen, die keine sind, wenn das Gegenüber sich nicht verantwortlich zeigt.

Es wird leichter mit der Zeit, alleine zu sein und ich erkenne, wie schön die Welt um mich herum ist und welcher Luxus mit dem Umstand verbunden ist, diese schöne Welt nur durch meine Augen zu betrachten.

Das ist der Zwischenstand der spannenden Reise zu mir selbst, ich bin gespannt, wie es weitergeht.

 

Der lange Weg in die Gegenwart

Kennt ihr das auch? Immer wieder nimmt man sich so viele Dinge vor, hat tausend Gedanken im Kopf, viele gute Eingebungen und verspürt einen unbändigen Tatendrang in alle mögliche Richtungen, aber man findet keinen Anfang? Statt sich der Dinge nacheinander anzunehmen, verharrt man in Tatenlosigkeit und ertappt sich auf dem Sofa sitzend ins Nichts starrend und gibt sich seiner zahlreichen Tagträume hin, anstatt aufzustehen und raus in die Welt zu gehen…

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich einen Blogeintrag geschrieben habe. Ich habe so oft die Lust verspürt, hätte so vieles zu sagen und zu erzählen gehabt, weil sich einige erfreuliche und aufregende Dinge getan haben und ich viel erlebt habe, aber ich habe Mal wieder keinen Anfang gefunden. Gerade habe ich einen flüchtigen Blick auf meinen Kühlschrank geworfen, der mit Postkarten, Einladungen, Eintrittskarten und allerlei Magneten plakatiert ist, und mein Blick ist dabei auf einem Brief haften geblieben. Diesen Brief habe ich ziemlich genau vor einem Jahr an mich selbst geschrieben und ihn dann mit 20 weiteren Briefen in eine Schublade gesteckt…Ihr fragt euch jetzt sicher, welchen Plan ich damit verfolgt habe… Ich kann euch beruhigen, gar keinen. Zumindest keinen Plan für mich. Mein Leistungskurs macht gerade Abitur und ich habe die Schüler vor einem Jahr gebeten einen Brief an ihr zukünftiges Ich zu schreiben, das kurz vor den Abiturklausuren steht. Dies haben die Schüler mit großer Begeisterung gemacht und ich scheinbar damals auch. Als ich diese Briefe vor drei Wochen aus der Schublade gekramt habe, habe ich nicht schlecht gestaunt, als mir mein eigener Brief wieder in die Hände gefallen ist. Ich hatte tatsächlich vergessen, dass ich ebenfalls einen Brief verfasst hatte. Erstaunt war ich vor allem darüber, dass ich scheinbar intuitiv gewusst haben muss, wie es mir heute gehen wird, denn ich habe mir selbst einige sehr passende und weise Worte mit auf den Weg gegeben. Natürlich steckt auch einige Ironie zwischen den Zeilen, aber der grundsätzliche Ton trifft dennoch den gegenwärtigen Gefühlszustand. Ich wusste genau, dass eine Zeit der Veränderung vor mir liegt, als ich mir damals schrieb, dass ich hoffen würde, heute die Konturen meiner Zukunft und der mit ihr verbundenen Träume, Wünsche und Hoffnungen etwas klarer sehen zu können, als zum Zeitpunkt des Verfassens des Briefes. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich las, dass ich eines nicht vergessen solle:

„Ich wünsche mir, glücklich und zufrieden zu sein, Ich selbst zu sein und frei zu sein. Freiheit ist das höchste Gut. Bewahre dir diesen Vorsatz, weiche nicht ab von diesem Weg, der vor dir liegt. Glaube an die Zukunft, vertraue darauf, dass alles gut wird!“

Vergessen werde ich die Bedeutung der Freiheit sicher nie, aber vielleicht ist dieser Gedanke, ist dieser privilegierte Zustand, nicht immer präsent, dringt nicht immer bis an die Bewusstseinsschwelle. In Zeiten wie diesen ist es kaum möglich, den Wert der Freiheit zu wenig zu betonen. Ich habe sogar das Gefühl, dass wir uns dessen trotz Wohlstandsgesellschaftsdenken langsam aber sicher alle immer bewusster werden, denn die Freiheit ist bedroht und das spüren wir. Ich war sehr stolz am letzten Wochenende, als ich beobachte konnten, mit wieviel Hingabe und friedliebenden Enthusiasmus die Kölner für die Bewahrung von Vielfalt, Offenheit und Toleranz auf die Straße gezogen sind, um zu singen und zu tanzen und das Leben zu feiern, das wir in einer Demokratie leben dürfen.

Freiheit bedeutet aber auch gedanklich frei zu sein. Dies ist es auch, was ich vor einem Jahr gemeint habe, als ich mir den obenstehenden Rat gegeben habe. Auch dieser Zustand birgt wichtige Güter. Nämlich die Eigenständigkeit und die Unabhängigkeit. Unabhängig zu werden ist vielleicht gar nicht das Schwerste. Ich habe im vergangen Jahr festgestellt, dass es zumindest für mich schwieriger gewesen ist, unabhängig zu sein. Ich hätte nicht gedacht, dass es einer so langen Zeit voller kritischer Gedanken bedarf, bis ich mich auch innerlich mit diesem Zustand wohl fühle und wieder im reinen mit mir  bin. Ich habe lange Zeit meiner letzten Beziehungen hinterhergetrauert, der ich aus freiem Willen und aus tiefster Überzeugung ein Ende gesetzt hatte. Doch prompt war ich frei und unabhängig, hat mein inneres Kind angefangen zu rebellieren, mich zu beschimpfen, mein Selbstwertgefühl mit Kritik und Zweifeln zu überhäufen und mich in ein verdammt unwägbares Tal zu schupsen, aus dessen Sumpf sich heraus zu kämpfen, so verdammt harte Arbeit war. Dankbar dafür bin ich heute auch nur bedingt, was aber nicht bedeutet, dass ich nicht einige Lektionen habe lernen können, die mich auf die Zukunft mit mir selbst vorbereitet haben. Dass ich jetzt endlich in dieser Zukunft angekommen bin, ist zumindest für mich ein erhebendes Gefühl. Ich wusste schon immer, dass ich ein Beziehungsmensch bin und ich sehr gut in Beziehungen funktioniere, weil ich mich gut auf andere Menschen einstellen kann. Es hat bis hier her gedauert zu lernen, auch alleine wieder ich selbst zu sein, nur eben eine andere Facette von mir selbst, die ich erst (wieder-)entdecken musste. Die spannende Reise zum eigenen Ich ist wahrscheinlich nie ganz abgeschlossen. An sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln gehört zu dem universalen Bedürfnis des Menschen zu Lernen dazu, keine Frage. Obwohl man sich selbst so nahesteht, nimmt es doch einige Reflexionsrunden und hermeneutische Zirkel in Anspruch, bis man überhaupt auch nur in die Nähe des existentiellen Denkens über die eigene Person – Wünsche, Träume, Hoffnungen, innere Glaubenssätze und Überzeugungen – gelangt. Ich kann diese Reise nur empfehlen, wenngleich ich nicht gedacht hätte, wieviel Überwindung es kostet, sich selbst kennenzulernen. Ich denke, dass ich heute eine neue Beziehung oder das Kennenlernen eines potentiellen neuen Partners doch anders erleben werde, als das noch vor einem Jahr der Fall gewesen ist. Die Perspektive hat sich deutlich erweitert und das Mehr an Verständnis für mich selbst hat mich gelehrt, dass die Unabhängigkeit einer anderen Person genauso schützenswert und wichtig ist, wie die meinige. Positiv für mich waren vor allem die Reisen, die ich im letzten Jahr erleben dürfte. Eigenständigkeit bedeutet unter anderem auch, Entscheidungen zu treffen, für die man die alleinige Verantwortung übernimmt. Ich habe in der Vergangenheit immer behauptet, ich könne keine Entscheidungen treffen. Heute weiß ich, das war glatt gelogen. Ich wollte keine Entscheidungen treffen. Auf meiner „Lebens-to-do-Liste“ aus dem ersten Blogeintrag steht, dass ich keine Angst mehr haben möchte. Diese Formulierung ist sehr allgemein gehalten, aber ich kann mit Stolz sagen, dass es gelungen ist, einige Ängste, die vielleicht auch mehr Unsicherheiten gewesen sind, abzuschütteln. Sich selbst zu zeigen, was man kann, ist wesentlich schwerer, als anderen Menschen zu zeigen, was sie leisten können. Heute kann ich mich auch in meine Schüler besser hineinversetzen, wenn sie an sich selbst zweifeln und kein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten besitzen. Ich war der Auffassung, wie die meisten Erwachsenen, dass einfach nur ein guter Zuspruch nötig ist und ein wenig Motivation und dann läuft schon alles. Jetzt weiß ich, dass man gegen falsche innere Überzeugung nur mit viel Arbeit und Durchhaltevermögen und Zuversicht angehen kann und dass es eben Zeit braucht, bis man die eigene Wahrnehmung dauerhaft verändern kann.

Wieder in der Rolle des Schülers zu sein ist nicht immer leicht und angenehm, aber eröffnet die Möglichkeit, die Veränderbarkeit der Welt und die eigene Weiterentwicklung wirklich zu spüren und darauf zu vertrauen, dass neue Ziele erreicht und die eigenen Wünsche und Träume verwirklicht werden können.

Danke altes Alter Ego für deine Zuversicht!

Vergebung

Eine schwere Lektion und dennoch so wichtig, um die Seele und das Herz zu erleichtern. Sicher fällt es am schwersten sich selbst du vergeben. Heute möchte ich den Versuch unternehmen, mir für eine der größten Nachlässigkeit zu vergeben. Der Unverantwortlichkeit mir selbst gegenüber.

Sinnsuche funktioniert nicht nach dem Prinzip der analytischen Selbstreflexion. Ich bin dem Trugschluss erlegen, dass ich die Antworten auf meine Frage erhalte, weil ich die Fragen stelle. Dies ist allerdings gar nicht der Fall. Kennt ihr das Sprichwort, dass es gar nicht so sehr auf die Antwort ankommt, sondern vielmehr auf die Frage? Und man darf nicht schummeln, indem man die Frage zur gesuchten Antwort macht. Ich wollte wissen, wer ich bin und wer ich sein kann. Erfahren habe ich, was ich für mich nicht bin. Das ist wohl Ironie des Schicksals oder aber des Universums. Ich habe gelernt, dass ich mir nicht genug Bedeutung zugeschrieben habe, um mich und meine Bedürfnisse und meine Träume, Hoffnungen und Wünsche, die mich seit so vielen Jahren begleiten, wirklich ernst und für wahrhaft zu nehmen. Immerzu habe ich meine Ziele mit Luftschlössern gleichgesetzt, mich belehren lassen, indem ich geglaubt habe, wenn die Menschen mir gesagt haben, ich sei nicht standhaft, sondern sprunghaft und deshalb seien meine Träume nicht von Dauer, es sei verschmerzbar, wenn ich meine Träume jetzt nicht verwirklichen könne und ich solle prüfen, ob es sich um Hirngespinste handele oder sich meine Wünsche und Hoffnungen in Schall und Rauch auflösen, wenn ich eine Zeit lang abwarte. Ich habe mich ausbremsen lassen, durch die scheinbare Vernunft, den Verstand, der über Herz und Herzensangelegenheiten obsiegt. Ich habe nicht auf meine Intuition gehört, sondern den Erwartungen meiner Mitmenschen und dem guten Ton sowie der Konvention entsprochen.

Heute weiß ich, dass ich mir in den vergangenen Jahren auf den unterschiedlichsten Ebenen und den verschiedensten Lebensbereichen mehr Wert hätte sein sollen. Ich hätte mich nicht von mir selbst wegtreiben lassen dürfen durch das Urteil anderer, die stellvertretend für mich, sicher mit guten Absichten, für mich entschieden haben, was das Beste ist und woran ich festhalten und wofür ich kämpfen soll. Ich gebe gerne Entscheidungen ab, weil ich immer gedacht habe, ich würde mich schwer damit tun Entscheidungen zu treffen, weil die Konsequenzen unabsehbar sind und ich nicht bereit bin, diese in Verantwortung zu tragen.

Dieses mentale Konzept entspricht aber nicht der Realität, denn Realität ist nicht objektiv und unverrückbar. Ich kann einen großen Teil konstruieren und auf mich und meine Bedürfnisse abstimmen, kreativ werden und mein Leben gestalten.

Es war eine große Überraschung für mich festzustellen, dass ich sehr wohl in der Lage bin, Entscheidungen mit einem guten Gefühl zu fällen. Ich bin mir selbst verpflichtet, Verantwortung für mein Leben zu übernehmen und achtsam zu sein. Ich habe mich selbst vernachlässigt und das Leben und die Träume Anderer gelebt, die ich liebe und geliebt habe und die ich auf diese Weise glücklich machen wollte. Jetzt ist es an der Zeit mich selbst glücklich zu machen und zu lieben, aufrichtig, irgendwann.

Von kleinen Prinzen und großen Träumen

Wie weit ist es eigentlich gekommen, wenn 5 Euro während des Toilettengangs aus Versehens ins Klo fallen und ich mir währenddessen Gedanken darüber mache, dass es sich bei diesem Versehen vermutlich um Umweltverschmutzung handelt, die ich ansonsten tunlichst versuche zu vermeiden?

Wieviel Wert 5 Euro für mich und andere Menschen auf der Welt besitzen, soll allerdings hier kein Thema sein. Es geht eher um die Symptomatik. Es geht darum, wie entrückt Gedankengänge sein können. Wie sich die Perspektive auf die Dinge ändert, wenn man sich monatelang viele Stunden am Tag Gedanken um existentielle Fragen des Lebens gemacht hat.

Wer bin ich? Was möchte ich im Leben erreichen? Wie sieht mich meine Umwelt? Wie groß ist die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung? Wie kann ich das Beste aus mir herausholen? Welche Rolle spielen alte und neue Freunde in meinem Leben? Ist es zu viel verlangt, glücklich sein zu wollen oder geht es mir eher um eine innere Zufriedenheit, um Ruhe, Einkehr, Besinnung? Muss ich mich ändern, um Altes hinter mir zu lassen usw.?

Viele von euch haben die Blockeinträge der letzten Monate verfolgt und Anteil genommen an meinem Schicksal, das kein schlechtes ist. Ganz im Gegenteil eigentlich. Geredet habe ich allerdings immer über dasselbe Thema, nämlich die Liebe. Genauer gesagt, über die unerfüllte oder unerwiderte Liebe und den Schmerz, die Hilflosigkeit, das Gefühl des Ausgeliefertseins gegenüber diesem schier übermächtigen Gefühl. Auch das ist symptomatisch. Ich habe verzweifelt nach Erfüllung, Bestätigung, Anerkennung oder was auch immer gesucht. Ich wollte geliebt, gebraucht und geschätzt werden. Warum ist offensichtlich. Zumindest seit kurzer Zeit habe ich einen Erklärungsansatz dafür gefunden. Ich bin scheinbar nicht im Stande gewesen, mich selbst zu sehen. Das ist eine harte Erkenntnis, zumal ich meinen Mitmenschen stetig predige, dass es sich dabei um die Grundvoraussetzung handelt, um andere Menschen lieben zu können. Es war mir scheinbar nicht bewusst, dass ich über das Hin- und Herwenden der vielen Gedanken und der Reflexion mich selbst vergessen habe. Nicht im Sinne von, dass ich mir selbst keine Beachtung geschenkt habe. Ganz im Gegenteil, ich habe in meinem Leben noch nie so viel und so lange und soooooo intensiv über mich und mein Leben nachgedacht. Aber ich habe über die Beleuchtung meiner inneren Verfassung scheinbar vergessen, wer ich eigentlich schon bin. Ich bin hart mit mir ins Gericht gegangen und gleichzeitig in Selbstmitleid versunken. Die letzten Monate gehören mit Sicherheit zu den anstrengendsten, die ich erleben dürfte. Was das zeigt, ist Folgendes: Ich habe in meinem Leben unfassbares Glück gehabt, mir geht es gut und ich muss mich mit verschwindet geringen Problemen auseinandersetzen, wenn ich meine Probleme in eine verhältnismäßige Relation zu Lebensumständen und Schicksalen anderer Menschen setze.

Es war schwer zu erkennen, sich einzugestehen, dass dem so ist. Ich hätte nie gedacht, dass diese naheliegende Erkenntnis so weit entrückt werden könnte, sodass ich alle in meinem Leben vorhandenen und nicht vorhandenen Aspekte der Existenz hinterfragt habe, verzweifelt nach Erklärungsansätzen für scheinbar fehlende Elemente gesucht und mich wahnsinnig versteift und verstellt auf die Suche nach einem Sinn gemacht habe. Ich habe tatsächlich kurz verlernt das Gute zu sehen oder es in den kleinen und großen Dingen zu erkennen. Ich hätte nie gedacht, dass mir das passieren könnte. Wie man sich doch täuschen kann.

Ich habe versucht, mein Leben neu zu definieren, Entscheidungen zu überdenken und Prioritäten neu zu setzen. Begriffen habe ich allerdings nicht, dass es vielleicht sinnvoll wäre auch eine Bilanz dahingehend zu ziehen, was bereits wertvoll in meinem Leben und für mein Leben ist, anstatt ständig über Aspekte zu stolpern, die noch fehlen oder unwiederbringlich verloren sind. Zeit bekommt der Mensch geschenkt, jedoch nur ein einziges Mal. Diese Zeit zu nutzen, zu genießen, dankbar zu sein und Menschen und Erinnerungen wertzuschätzen, sind kleine, aber wichtige Ziele, die ich anstreben möchte. Den Hang zur übermäßigen Selbstreflexion werde ich wohl nie gänzlich abschütteln, aber bestimmt eindämmen können. Die Basis zu akzeptieren, das Grundgerüst meines Charakters und meine Erfahrungen zu respektieren, sind erste Schritte, die es gilt zu machen, um wieder zu mir zurückzufinden. Ich habe die ganze Zeit nach etwas gesucht, ohne zu ahnen, dass es bereits gegeben ist. Sicherlich bin ich nicht perfekt, sicherlich ist mein Leben nicht perfekt. Das ändert aber nichts daran, dass ich mein Leben liebe und die Menschen darin. Das ist nicht bescheiden oder demütig noch reumütig. Es ist eine Tatsache, auf die ich stolz sein sollte und über die es sich zu freuen gilt. Veränderungen werden sich von alleine einstellen, mit der Zeit kommt hoffentlich auch wieder der gute und nicht nur der selbstkritische Rat sowie die Intuition zurück. Ich habe mir vorgenommen, mich locker zu machen.

Die Lebensphilosophie, die der Fuchs dem kleinen Prinzen mit auf den Weg gibt ist diese:

„Man sieht nur mit dem Herzen richtig gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“.

Ergo: Es lohnt sich, die Weisheit auch auf die Selbstwahrnehmung anzuwenden.

Also liebe …, einen schönen, sonnigen Frühling wünsche ich dir!

Wieder Abschied nehmen

Wie gut es tut, sich richtig zu streiten. Natürlich unter der Prämisse, dass die Basis nicht ins Wanken gerät. Streitkultur ist nicht nur auf globaler Ebene wichtig für die Demokratie und die politische Partizipation sowie die gesellschaftliche Entwicklung, sondern auch auf der persönlichen Ebene. Um auf den berühmten gemeinsamen Nenner zu kommen, ist oftmals eine intensive Auseinandersetzung über persönliche Ansichten, Ängste und Grenzen erforderlich. So sehr ich Harmonie zu schätzen weiß, so wichtig bleibt mir dennoch der ehrliche und aufrichtige Umgang in zwischenmenschlichen Beziehungen, auch wenn das bedeutet, dass zuweilen Funkstille herrscht.

Doch was passiert, wenn keine Partei bereit ist, den eigenen Stolz beiseite zu lassen, um den Kontakt wieder aufzunehmen? Wenn die Situation so prekär oder die Meinungsverschiedenheiten so unüberwindbar scheinen, dass nach dem Sturm keine Einigung erfolgt, keine Annäherung mehr möglich ist?

Noch schlimmer, was passiert, wenn keine Zeit mehr bleibt, um sich wieder zu vertragen? Wenn wir vor die Tatsache gestellt werden, dass der Mensch, mit dem wir keinen Kontakt mehr haben, aus dem Leben gerissen wird?

In meiner Familie hat es diesen Fall gegeben. Und was jetzt bleibt ist nicht nur Fassungslosigkeit und Trauer, sondern auch unbändige Wut darüber, dass man nicht früher gehandelt hat. Jeder Tag hätte der Tag sein können, an dem man zum Telefonhörer greift und den ersten Schritt macht. Natürlich mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Wohlwissend, dass dieser Versuch auch nach hinten losgehen kann und man nichts erntet außer einer Abfuhr oder Schweigen. All dies scheint mir jetzt eine verschwindend geringe Gefahr zu sein im Angesicht der Tatsache, dass ich keine Möglichkeit mehr haben werde zu erfahren, was passiert wäre. Wenn ich mir mehr Zeit genommen hätte zu bemerken, wie viel Zeit vergangen ist, dann müsste ich jetzt nicht damit leben einen lieben Menschen verloren zu haben, dem ich nicht mehr sagen konnte, wie dankbar ich ihm für alles gewesen bin, was er getan und bewirkt hat.

Hätte ich mir nicht nur Zeit genommen, sondern mich ernsthaft mit der Perspektive dieses Menschen auseinandergesetzt, dann hätte ich wohl nicht nur mir Leid erspart, sondern auch meinem Gegenüber, darüber bin ich mir bewusst und mit dieser Schuld muss ich jetzt leben.

„Jetzt ist es zu spät“. Und wieder Mal erhält eine sprachliche Wendung eine erweiterte persönliche Bedeutung für mich. Es ist nun nicht mehr nur zu spät, um noch pünktlich zu kommen oder zu Abend zu essen, sondern es ist gänzlich zu spät. Der Zeitpunkt kommt nie wieder zurück, nicht morgen, nicht nächste Woche und auch nicht nächster Jahr. Ohnmacht ist ein nahezu unerträglicher Zustand. Wenn ich mich nicht so wichtig genommen hätte, dann hätte ich die Macht besessen, etwas zu ändern, präventiv und umsichtig zu handeln. Ich habe eine entscheidende Chance im Leben verpasst. Mal wieder. Dabei war ich der Überzeugung, ich hätte meine egozentrische Seite im Griff. Schade. Sehr schade sogar.

Was bleibt ist in diesem Zusammenhang nicht viel. Es ist nur gerecht, dass ich nun machtlos zurückbleibe. Ich hätte Verantwortung übernehmen können und habe aber die Resignation, den Stolz und die Bequemlichkeit sowie das Vergessen gewählt. Diese Entscheidung fordert nun ihren Tribut. Das hätte ich wissen müssen. Man kann eben scheinbar doch nicht alles in Gänze bedenken und weiterdenken und zu Ende denken. Mensch sein ist nicht leicht.