Irgendwie hatte ich es im Gefühl, der Drang hat heute ganz leise angeklopft, wieder einmal einen Blogeintrag zu schreiben und siehe da, WordPress gratuliert mir just an diesem 26.07.2017 zum einjährigen Jubiläum und ich musste gerade über beide Wangen grinsen. Was ich mir vor einem Jahr von dem Schreiben eines Blogs erhofft habe, weiß ich gar nicht mehr genau, aber an das Gefühl von damals, kann ich mich sehr gut erinnern. Ich wollte einiges aus meinem tiefsten Inneren loswerden und hätte ich dies nicht in Form des ersten Blogeintrages getan, hätte ich mich wahrscheinlich aus dem Fenster gelehnt oder auf den Balkon gestellt und alles, was mich bedrückt und tief verunsichert hat, lauthals herausgeschrien. So jedenfalls hat sich die Last angefühlt, die sich auf mein Herz, meinen Geist und meine Seele gelegt hatte und der Berg aus Ängsten, Hoffnungen, Unsicherheiten und der Perspektivlosigkeit schien mir schier erdrückend, sodass mir buchstäblich die Luft zum Atmen gefehlt hat.
Sicher habe ich mir damals vorgestellt und vorgenommen, dass ich regelmäßiger bloggen würde und gehofft, dass ich mir Zeit nehme und die Muße finde, alle meine wirren Gedanken in Worte zu fassen. Das Ergebnis sieht in Zahlen nicht wahnsinnig beeindruckend aus. Dafür habe ich allerdings heute die Gewissheit, dass ich mit diesem Blog einen Weg gefunden habe, die Dinge, die mich stetig beschäftigen und in mir rumoren, auf einen Weg zu schicken, weit in die Welt hinaus und gleichzeitig durch die Gestaltung der Gedanken in meinen eigenen Worten, diese leichter werden zu lassen und klarere Struktur zu sehen, die für mich in meinen Kopf greifbarer werden und ich kann besser mit ihnen arbeiten, nehme mich und mein Leben deutlich wahr, sprich, ich bin achtsamer mir selbst gegenüber geworden und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen.
Zuweilen fällt es mir noch schwer, erlernte und geliebte Verhaltensweisen und Muster loszulassen, mich von den ungeliebten Marotten zu trennen und so intensiv und beständig an mit zu arbeiten, dass sich eine dauerhafte Veränderung einstellt. Der Weg, der vor mir liegt, ist nach wie vor lang, aber ich sehe diesen Weg heute nicht mehr nur als Aufgabe, die ich bewältigen muss, sondern vor allem als Chance, die mir geben wird, um mich jeden Tag neu zu fragen, was heute wichtig ist und welche Prioritäten ich setzen möchte.
Ich liebe die Metapher vom Weg des Lebens, der über Stolpersteine und durch tiefe Täler führt, auf dem wir von Freunden begleitet, gezogen und geschupst werden oder aber überrannt werden von sportlicheren oder einfach rücksichtlosen Läufern, die unseren Weg und unser Leben streifen. Gelernt habe ich, dass es aber nicht nur auf die Beschaffenheit des Weges ankommt, sondern auch darauf, wie gut wir vorbereitet sind, unserer Wege zu gehen. Wir können uns ausrüsten, vor schlechtem Wetter schützen und die Karte studieren. Wir können Streckenabschnitte mit dem Bus bewältigen, Pause machen oder aber uns ins Flugzeug setzen und am anderen Ende der Welt einen neuen Weg beginnen. Wie wir das machen? Wir lernen Menschen kennen, die uns inspirieren, indem sie uns ihre Geschichte erzählen und uns neue Wege aufzeichnen, wir sammeln Erfahrungen und setzen diese um, indem wir Entscheidungen bedachter fällen, die Perspektive wechseln, mehr Sicherheit gewinnen, wenn wir uns fragen, was uns im Leben, im Alltag und für die Zukunft wichtig ist. Wir lernen auch zu erkennen, wer uns helfen kann, Herausforderungen zu bestehen und wer uns eher ausbremst und uns so zum Stillstand überredet oder sogar zwingt. Wir wissen, dass wir mit jeder Etappe, die wir hinter uns bringen, mutiger werden, mehr Selbstvertrauen gewinnen und über uns hinauswachsen. Und, was vielleicht am wichtigsten ist, wir wissen, dass jede Pause, die wir einlegen, uns nicht vom Erfolg trennt, sondern uns dem Ziel ein Stück näherbringt.
Auf welche Weise ich meinen eigenen Weg gehen möchte, variiert jeden Tag. Mal möchte ich (noch) gesünder leben, mehr Sport machen und das Maximum in meine Gesundheit investieren. An anderen Tagen holen mich erlernte und teilweise auch heißgeliebte Verhaltensweisen ein, die mich von meinen Vorsätzen trennen. Dann esse ich Pommes, ein Eis, eine Packung gesalzene Nüsse und abends auf der Couch noch eine Tüte Chips, habe Magenkrämpfe und ein schlechtes Gewissen, aber den Heißhunger befriedigen zu können, erzeugt ja irgendwie auch ein Glückgefühl und dann frage ich mich, ob ich jemals gänzlich gesund leben können werde und hadere mit meiner Unachtsamkeit und meiner mangelnden Disziplin. Auch das Rauchen ist nach wie vor ein ständiger Begleiter, den ich noch nicht bereit bin, ziehen zu lassen usw. usw. usw. …
Wie kostbar Zeit ist, in der ich aktiv werden kann und Wege beschreiten kann, die mir neue Eindrücke schenke, habe ich verstanden und nutze sie deshalb bewusster als zuvor.
Ängste und Unsicherheit sind ebenfalls unliebsame Zeitgenossen, die immer wieder meine Wege kreuzen und denen ich mich nach wie vor ausgeliefert fühle, die ich aber mittlerweile erkenne und deshalb mit ihnen bewusst arbeiten kann und mich ihnen innerlich entgegenstellen kann.
Das letzte und allumfassendste Thema bleibt natürlich die Liebe. Männer kreuzen meinen Weg nach wie vor und nehmen für meinen Geschmack, also nach altem Muster, immer noch einen zu großen Bestandteil meines Denkens ein, bei aller Freiheit, die mir das Singleleben bietet, schaffe ich es trotzdem, mir unnötiger Weise schlechte Gefühle ans Bein zu binden, weil sich der Typ nicht oft genug meldet oder nicht den Mut besitzt, sich über die eigenen Gefühle im Klaren zu werden und offen zu kommunizieren, was er möchte. Noch nicht oft genug bin ich in der Lage mir darüber Gedanken zu machen, was ich möchte, unabhängig von meinem Gegenüber und Verantwortlichkeiten abzustreifen, die keine sind, wenn das Gegenüber sich nicht verantwortlich zeigt.
Es wird leichter mit der Zeit, alleine zu sein und ich erkenne, wie schön die Welt um mich herum ist und welcher Luxus mit dem Umstand verbunden ist, diese schöne Welt nur durch meine Augen zu betrachten.
Das ist der Zwischenstand der spannenden Reise zu mir selbst, ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Ich bin froh, von Dir zu lesen, freue mich mit Dir, dass Du diesen Weg gefunden hast, Deine Gefühle und Probleme zu reflektieren – und ich finde, was Du schreibst, klingt doch ganz gut? Alles Gute!
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Oh! Das ist sehr lieb von dir, danke :)! Ja, es geht bergauf, auch wenn es den ein oder anderen Weckruf gebraucht hat. Dafür an dieser Stelle auch nochmal ein dickes Dankeschön! Ich wünsche dir ebenfalls alles Liebe.
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Wenn das Leiden daran, allein zu sein, immer noch erträglicher ist als die Angst, verletzt zu werden, mag Deine Logik aufgehen.
Aber die Reise zu sich selbst ohne die Begegnung mit einem Du dürfte immer irgendwie eine Illusion bleiben. Martin Buber lässt grüssen 😉 Ich wünsche Dir im neuen Jahr Mut zur eigenen Sehnsucht gegen die Angst vor dem Schmerz.
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