CDs, Zeit und Erinnerungen

Zugegeben, ich habe grad Ferien und ja, ich bin Lehrer und muss nie arbeiten. Die Leier kenne ich schon und kann dazu nur sagen: Augen auf bei der Berufswahl!

Soviel dazu. Was macht man also, wenn man zu viel Zeit hat und zu wenig Kohle, um sechs Wochen in den Urlaub zu fahren? Richtig, erst einmal NICHTS. Und zwar gar nichts. Damit bin ich jetzt nach drei Wochen fertig. Seitdem ich vor über zwei Jahren umgezogen bin, habe ich mir vorgenommen, meine Wohnung, speziell mein Wohnzimmer, umzuräumen. Verplant wie ich bin, war ich nämlich bei meinem Umzug quasi nicht zugegen und meine lieben Freunde haben die Wohnung nach gutem Wissen und Gewissen liebevoll eingerichtet und seither steht alles irgendwie an einem Platz. Aber eben nicht an seinem Platz. Daher habe ich die letzten zwei Tage mit Möbelrücken, aufräumen und ausmisten zugebracht und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Ich bin übrigens grad wahnsinnig stolz auf mich, dass ich völlig ohne Hilfe zwei Billy Regale aufgebaut habe! Check! Ein Hoch auf die Selbstständigkeit. Echt der Hammer und bis jetzt sind sie auch trotz der Last der ganzen Bücher noch nicht zusammengebrochen:).

Während des Ausmistens sind mir einige wertvolle Erinnerungen in die Hände gefallen, von denen ich mich einfach nicht trennen kann. Dazu gehören zum Beispiel eine Auswahl an CDs, die ich mir in meiner Jugend zugelegt habe. Auch wenn ich sie nicht mehr höre, weil es einfach zu bequem ist, Napster zu bemühen, sind mit der Musik so viele Emotionen und Erlebnisse verbunden, dass mein Herz ganz schwer und wehmütig wird. Es sind zum großen Teil sehr schöne Erinnerungen und es hat gut getan, sich die Zeit zu nehmen, an sie zurückzudenken. Deshalb habe ich beschlossen, einige CD-Cover an die Wand zu hängen. Dann schwelge ich in Zukunft vielleicht öfter mit dem Blick auf die Cover in Erinnerungen und kann sie so lebendig halten. Denn auch wenn ich gerade versuche, mein Leben neu zu ordnen und dazu gehört natürlich auch das Aufräumen in den eigenen vier Wänden, bleibt die Vergangenheit ein wesentlicher Teil von mir. Lernen muss ich noch, dass auch schlechte Erinnerungen, vielleicht sogar Reue, dennoch ihren oder einfach einen mahnenden Sinn inne haben. Dass das Leben kein Ponyhof ist, habe ich bereits begriffen, aber Ferien auf dem Ponyhof, darf das Leben doch sicher auch machen, oder?

Da die Zeit rennt und immer schneller vergeht, desto mehr der Alltag das Leben in Beschlag nimmt, möchte ich mit vornehmen, neue Erinnerungen in der Gegenwart zu schaffen, die besonders sind und an die ich in einigen Jahren wieder mit Herzenswärme und Sehnsucht zurückdenken kann. Ein guter Freund von mir, hat mir neulich erklärt, warum ältere Menschen immer mehr das Gefühl haben, dass die Zeit mit dem Alter schneller vergeht. Dieses Gefühl entsteht durch die Zeit selbst. Als wir Kinder waren, hat die Welt und das, was es in ihre zu entdecken gibt, einen unheimlichen Eindruck auf uns gemacht. Immer wieder haben wir Neues gesehen, erlebt und verstanden. Umso älter wir werden, desto weniger kann uns noch neu und unglaublich erscheinen. Darum bereichern wir unser Leben mit der Zeit immer weniger mit unglaublichen Entdeckungen, an die wir uns dann später erinnern können.

Darum mein Plädoyer für das „Sich-Zeit-nehmen“. Egal, was grad wichtiger zu sein scheint, egal wie stressig und anstrengend der Alltag ist. Ich sollte mir Zeit nehmen, denn dies ist die einzige Möglichkeit, neue Zeit und Erinnerungen geschenkt zu bekommen.

5 Gedanken zu “CDs, Zeit und Erinnerungen

      • Ben Froehlich schreibt:

        🙂 daraus können wir ja eine Serie machen. Jeder postet seine gemütlichste Ecke. Mir ist das lieber als die Awards, die ich irgendwie scheue… 😉

        Like

  1. Meinungsmacher schreibt:

    Ich freue mich mal mit auf das Bild, wenn ich darf. 😀
    Übrigens: Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Aufbau von zwei Regalen. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Erst hinterher weiß man, dass man doch mehr kann, als nur Möbelkataloge wälzen. ^^

    Like

  2. pueringer schreibt:

    Der Text berührt mich von vorne bis hinten, vielleicht weil ich immer Lehrerin werden wollte? (1. Seufzer)
    Oder wegen der Musik und den damit verbundenen Erinnerungen? Ich kann heute ein Lied hören und in der Sekunde sämtliche damaligen Emotionen spüren. (2. Seufzer)
    Oder wegen der Zeit? Ich schwöre die Jahre zwischen 20 + 30 sind gekrochen, die Jahre zwischen 30 + 40 geflogen und jetzt verrinnen die Jahre so schnell, dass mir schwindlig werden könnte!

    Like

Kommentar verfassen